Lehrkräfte der Musikschule im Interview
In kurzen Interviews berichten unsere Pädagogen von ihren Erfahrungen im Lockdown
In einer Serie von Kurzinterviews möchten wir Ihnen in Zeiten von Online-Unterricht und Lockdown kurze Portraits aus unserem Kollegium vorstellen. Unsere Lehrkräfte in ihrer wunderbaren Vielfalt als Persönlichkeiten, Menschen, Künstler und Pädagogen erzählen jenseits ihres Alltags an der Musikschule von ihrem Schaffen, ihren Talenten, Zielen, Visionen, Wünschen und auch Herausforderungen in Zusammenhang mit dieser speziellen Zeit.
Ekaterine Davitashvili - Gitarre
Ekaterine Davitashvili
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich spiele Gitarre seitdem ich sieben Jahre alt bin. Auf dieser Basis habe ich dann auch zu meiner Leidenschaft, dem E-Bass gefunden.
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Seit 2015 unterrichte ich an der Musikschule in Kornwestheim Gitarre. Mich reizt an dieser Aufgabe, meinen Schülerinnen und Schülern ein Musikstück beizubringen und zu sehen, wie sie Spaß am Spielen haben und die Lieder auf ihre eigene Weise interpretieren. Es ist spannend, die Entwicklung zu beobachten.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Ich sehe die ganze Situation positiv und bin dankbar, überhaupt unterrichten zu können. Die virtuellen Unterrichtsstunden können den Präsenzunterricht aber nicht ersetzen. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Schülerinnen und Schüler noch konzentrierter und aufmerksamer sind.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Ich komme gerne mit Menschen zusammen, deswegen fehlt mir der Vor-Ort Unterricht ungemein. Ich lasse mich aber nicht unterkriegen. Den ersten Lockdown habe ich sogar genossen. Diese Ruhe und die Zeit für mich habe ich mir davor schon lange nicht mehr genommen. Nichtsdestotrotz haben mich die Auswirkungen der Corona-Pandemie erschüttert, ich hätte nie gedacht, dass alles so lahmgelegt werden kann.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Ich habe nicht wirklich mehr Zeit momentan. Die Vorbereitungen für den Onlineunterricht sind sehr umfassend. Ich würde sogar sagen, dass ich dadurch mehr zu tun habe. Dennoch nutze ich die Zeit für mich zum Proben.
Christiane Hajek - Viola und Violine
Christiane Hajek
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich spiele Geige und Bratsche, und zwar seit meinem neunten Lebensjahr. Außerdem spiele ich seit meinem fünften Lebensjahr Klavier.
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Durch den Unterricht gibt man den Kindern und Jugendlichen Einiges mit auf den Weg. Dazu gehört natürlich in erster Linie das Musizieren auf dem Instrument, gleichzeitig eröffnet man ihnen die Welt der Musik. Darüber hinaus nehmen die Kinder etwas für ihr Leben mit. Sie lernen, sich zu konzentrieren und dass man nicht sofort aufgeben sollte, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Aus dem Umgang mit der Aufregung bei Vorspielen und Konzerten schöpfen die Schülerinnen und Schüler Selbstbewusstsein. Gleichzeitig bietet das Musizieren eine gute Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben, zum Beispiel in einem unserer drei Orchester.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Ich finde es toll, dass es diese Möglichkeit gibt. Für die Kinder und Jugendlichen an unserer Schule ist es unglaublich wichtig, einen festen Termin in der Woche zu haben, an dem sie Musikunterricht haben. Das bringt Struktur in ihren Alltag. Ich habe mich um eine gute technische Ausstattung bemüht, um für ein gutes Klangerlebnis zu sorgen. Allerdings sieht der Unterricht jetzt anders aus: Ich kann zum Beispiel wegen der zum Teil verzögerten Übertragung nicht mehr zusammen mit meinen Schülerinnen und Schülern spielen.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Mir fehlt natürlich der direkte Kontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern, aber auch meine eigenen Konzerte vermisse ich sehr. Ich war sonst jedes Wochenende unterwegs, um Konzerte zu geben. Plötzlich habe ich sehr viel Zeit. Die nutze ich jetzt um Yoga und Sport zu machen und zu lesen.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Während des ersten Lockdowns habe ich einen Übungs-Challenge für meine Schülerinnen und Schüler ausgelobt. Die Kinder und Jugendlichen haben mir die Zeit mitgeteilt, in der sie geübt haben. Als Ersatz für die ausgefallenen Vorspiele habe ich Videos von den Kindern gemacht, auf denen sie Stücke spielen und diese den Eltern zur Verfügung gestellt. Für viele war das ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Großeltern.
Christiane Hajek bei YouTube
Uta Komm - Musikalische Früherziehung
Uta Komm
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Als ich 5 Jahre alt war, begann ich Sopranflöte und 2 Jahre später Altflöte zu lernen. Mit 7 Jahren fing ich parallel noch mit Klavierunterricht an und liebte dieses Instrument so sehr, dass ich später Klavier als Hauptinstrument und Sopranflöte als Nebeninstrument an der Musikhochschule studierte. Allerdings empfand ich es zu einseitig, nur Musik zu machen, denn Musik und Bewegung gehören für mich untrennbar zusammen. Daher studierte ich als Hauptfach noch Rhythmik, was mir große musikalische, bewegungstechnische und vor allem pädagogische Zusammenhänge eröffnete!
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Ich schätze die kollegiale Zusammenarbeit und die kompetente Leitung der Musikschule Kornwestheim sehr. Ich bin schon 19 Jahre dort und genieße es sehr, die unterschiedlichen Kinder (und Eltern) im Elementarbereich (Musikalische Früherziehung und Eltern-Kind-Gruppen) zu unterrichten. Ich arbeite in meinen Gruppen nach dem rhythmischen Prinzip, bei dem sich Bewegung und Stillsitzen, Singen und Zuhören, Musizieren mit Orff-Instrumenten und klassische Instrumentenkunde, leise und laut sein etc. abwechseln.
Ich liebe es, wenn die Kinderaugen vor Begeisterung leuchten, alle Spaß am Unterricht haben und wenn ich erlebe, wie sich die Kinder so wunderbar musikalisch weiterentwickeln.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Im Elementarbereich halte ich es nicht für sinnvoll online zu unterrichten, denn die Kinder sind dafür noch zu klein und halten 45 Minuten online noch nicht aus. Virtueller Unterricht ist einfach anstrengend und erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Ausdauer.
Daher versende ich an alle meine Elementarschüler ca. 22 - minütige Unterrichtsvideos, die gut ankommen. Diese Videos können sie mehrmals angucken. Sie sind zum Mitmachen gedacht und sind so ähnlich wie mein Unterricht. Wir musizieren z. B. nicht mit Trommeln, sondern mit Alltagsgegenständen wie Töpfen oder Bleistiften.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Natürlich vermisse ich meine Elementarschüler mittlerweile sehr, denn ich verschicke bereits seit Mitte Dezember Videos! Nun habe ich sie schon 2,5 Monate nicht mehr präsent gesehen ... das ist sehr lang und es ist kein Ende in Sicht.
Meine Privatinstrumentalschüler unterrichte ich online. Das läuft sehr gut.
Grundsätzlich genieße ich die Zeit mit weniger Terminen und als Familie kommen wir gut klar mit Homeschooling und Homeoffice. Wir versuchen das Beste aus dieser Zeit zu machen. Allerdings sehne ich mich natürlich auch sehr nach ein bisschen Normalität.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Wir machen als Familie klassische und improvisierte Hausmusik. Wir sind zusammen eine kleine Band.
Uta Komm bei YouTube
Andreas Kreisel - Cello
Andreas Kreisel
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich habe als Kind begonnen Akkordeon zu spielen. Blockflöte und Klavier kamen dann auch noch dazu. An der Musikschule unterrichte ich aber im Hauptfach Violoncello und im Nebenfach Klavier.
Sie sind Lehrer der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Ich feiere in diesem Jahr mein 30-jähriges Jubiläum an der Musikschule in Kornwestheim. Neben dem Cellounterricht an der Musikschule leite ich seit 1997 auch das Sinfonieorchester des Städtischen Orchesters Kornwestheim e.V. Bis 2013 war ich auch Fachbereichsleiter an der Musikschule. Dass mein Beruf mich glücklich macht, ist wahrscheinlich offensichtlich. Zusammen mit meinen Schülerinnen und Schülern zu musizieren und ihnen Musik zu vermitteln, macht für mich den Reiz aus.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Das Interesse, Musik zu machen ist meiner Meinung nach durch Corona nur noch weiter gestiegen. Ich habe das Gefühl, dass meine Schülerinnen und Schüler noch mehr üben und sich vor allem richtig auf die Unterrichtsstunden freuen. Musik ist zwar grundsätzlich eher etwas Persönliches, aber die digitalen Unterrichtsstunden sind besser als kein Unterricht.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Das Leben hat sich stark verändert. Mir fehlen vor allem die sozialen Kontakte, Videokonferenzen können das leider nicht ersetzten. Dennoch ist der digitale Unterricht besser als kein Unterricht.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Ich habe festgestellt, dass vor allem die Vorbereitungen auf die Unterrichtsstunden viel Zeit in Anspruch nehmen. Für meine Schülerinnen und Schüler nehme ich auch das Begleitprogramm am Klavier auf. Dadurch habe ich gar nicht mehr Freizeit für andere Projekte. Musikalisch habe ich mit meiner Familie ein Online - Gottesdienst in der katholischen Kirche in Oberstenfeld umrahmt. Meine Frau spielt Querflöte und meine Tochter Violine.
Andreas Kreisel bei YouTube
Olga Perelman - Violine, Viola
Olga Perelman
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich spiele Geige seitdem ich sieben Jahre alt bin. Kurz darauf habe ich auch mit dem Klavierspielen angefangen. An der Musikschule unterrichte ich Geige und Bratsche und leite das Vororchester.
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Seit März 2017 bin ich bei der Musikschule in Kornwestheim. Insgesamt habe ich 20 Jahre Unterrichtserfahrung. Als Musikschullehrerin zu unterrichten ist sehr vielseitig. Zum einen sehe ich mich als Musikerin und möchte deshalb besonders den Spaß am Musizieren vermitteln. Zum anderen bin ich Lehrerin und gestalte die persönliche Entwicklung meiner Schülerinnen und Schüler mit. Die Kombination aus beiden Tätigkeitsfeldern macht für mich den Reiz aus.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Der digitale Unterricht ist sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte eine Herausforderung. Ich bin froh, dass der Unterricht virtuell stattfinden kann. Meine Schülerinnen und Schüler sind weiterhin sehr fleißig und machen Fortschritte.
Auch wenn es schwieriger ist, die vielen Facetten eines Musikstücks online beizubringen, meistern wir das, und die Motivation bleibt hoch.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Mir fehlt es vor allem, gemeinsam mit meinen Kollegen zu musizieren. Ich freue mich auch schon darauf, wenn Konzerte wieder stattfinden können.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Ich übe Musikstücke, die ich schon immer spielen wollte, aber nie die Zeit dafür gefunden habe.
Olga Perelman bei YouTube
Renata Pultineviciene - Querflöte, Blockflöte
Renata Pultineviciene
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Mein Elternhaus in Litauen befand sich gegenüber der Musikschule und schon als kleines Kind zog es mich durch die vielen Klänge, die von dort herüberwehten, immer wieder hin. Da mein Bruder bereits Versuche auf der Geige unternahm, war für mich jedoch das Erlernen eines Instruments nicht vorgesehen. Mein Wunsch nach Musik war aber so übermächtig, dass ich mich eines Tages heimlich selbst zum Vorbereitungskurs an dieser Musikschule anmeldete. So hatte meine Mutter schließlich ein Einsehen und erlaubte mir im Alter von 10 Jahren, Akkordeon zu lernen. Nach 5 Jahren wechselte ich auf die Querflöte, die auch mein Hauptinstrument blieb – bis heute. Im Rahmen meines Hochschulstudiums in Kaunas/ Litauen studierte ich dazu Klavier als Pflichtnebenfach und lernte selbständig Blockflöte als Zusatzinstrument.
Sie sind Lehrer der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Es war schon von klein auf mein Traum, ein Instrument zu unterrichten. Ich konnte mir zwar anfangs nicht vorstellen, eines Tages gut genug für ein Hochschulstudium zu sein, aber einen Plan B gab es nie. Und durch Disziplin, Zielstrebigkeit und Freude am Instrument konnte ich schließlich meinen Traumberuf ergreifen.
In diesem Beruf gibt es keine Langeweile. Man hat Schüler*innen von kleinen Kindern bis zu jungen Erwachsenen, kann ihre Entwicklung beobachten und wundert sich, wenn die kleine schüchterne Schülerin, die man vor Jahren auf den ersten Versuchen am Instrument begleitet hatte, plötzlich den Führerschein bekommt und Sonaten vorträgt. Das ist spannend und sehr erfüllend.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Einerseits ist es schön, über Videoplattformen den Kontakt zu den Schüler*innen zu halten und ich habe das Gefühl, der Unterricht wird auch online wertgeschätzt. Aber es fehlt der direkte Kontakt zum Schülerinstrument, was die Vermittlung der Unterrichtsinhalte extrem erschwert. Da ich nicht gleichzeitig mit den Schüler*innen spielen kann, müssen beispielsweise Duette mittels eigens erstellter Playbacks zeitaufwendig vorbereitet werden, spontane Einfälle können nicht oder nur vermindert umgesetzt werden.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Ich persönlich gehe sehr gerne spontan raus, bewege mich in der Natur, treffe Leute … all das kommt jetzt viel zu kurz, und das bedrückt mich. Allgemein ist aber zu beobachten, dass mich der erste Lockdown voriges Jahr mehr gestresst hat. Heute merkt man, dass einige Prozesse sich mittlerweile besser eingespielt haben, und auch die Eltern sind offener geworden was alternative Unterrichtsformen angeht.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Meine Schüler*innen bereite ich derzeit insbesondere auf ein Musikfestival vor, das im April online stattfinden wird, und für das bis dahin Videos produziert werden. Durch die intensive, zeitaufwendige Vorbereitung auf meinen Unterricht komme ich leider nicht zur Umsetzung meiner vielen Ideen. Angedacht sind zum Beispiel themenbezogene Klassenvorspiele, die, wenn nicht vor Publikum, per Videoaufzeichnung an die Öffentlichkeit gehen sollen.
Renata Pultineviciene bei YouTube
Thomas Reiner - Trompete
Thomas Reiner
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich spiele Trompete seit meinem zwölften Lebensjahr. Angefangen habe ich mit der Blockflöte. Nachdem mich eine Verwandte in ein Konzert mit dem französischen Trompeter Maurice Andre mitgenommen hatte, stand für mich fest, dass ich Trompeter werden will.
Sie sind Lehrer der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Die Musikschule ist seit dem Jahr 1996 ein Teilbereich meines beruflichen Lebens. Ich unterrichte gerne, weil ich mein Fachwissen teilen und weitergeben will. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Erlernen eines Instrumentes sehr viel mit Disziplin zu tun hat. Man muss bei der Sache bleiben. Und man ist nie fertig, man lernt immer noch Neues. Deshalb lernen die Kinder und Jugendlichen für ihr ganzes Leben. Ich verstehe das Unterrichten aber auch als Geben und Nehmen. Ich kann für mich sagen, dass mir der Umgang mit jungen Menschen einfach gut tut.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Ich unterrichte in den Räumen der Musikschule und schalte mich per Videoanruf in die Kinder- und Jugendzimmer meiner Schülerinnen und Schüler. Die Trompete ist ein lautes Instrument, das viel Schalldruck erzeugt. Das ist ein Problem für die Mikrophone in elektronischen Geräten, die für die menschliche Sprechstimme ausgelegt sind. Zusätzlich kommt beim Unterricht über das Internet zu leichten Zeitverzögerungen, so dass sein genaues rhythmisches Gestalten erschwert ist. Die pädagogischen Grundpfeiler des Erlernens, nämlich Haptik, Optik und Akustik sind vor allem Dinge die der Präsenzunterricht bietet. Da ist der Onlineunterricht natürlich limitiert, aber alle Lehrkräfte an der Musikschule geben ihr Bestes für ein optimales Ergebnis. Das gilt für die Arbeit mit dem inklusiven Studio-Orchester und der Bläserklasse ebenso wie für das Instrumenten-Karussell, bei dem kleine Kinder ganz verschiedene Instrumente kennenlernen. Die Kinder wollen die Instrumente anfassen und ausprobieren, das lässt sich nicht online vermitteln. Während des Lockdowns habe ich sehr oft mit meinen Schülerinnen und Schülern und deren Eltern telefoniert, denn ich habe gespürt, dass der Kontakt für alle wichtig ist.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Ich bin als Orchestermusiker und Konzertsolist viel unterwegs, auch im Ausland. Das ist in den vergangenen Monaten komplett ausgefallen. In diesem Jahr feiere ich mein 30-jähriges Bühnenjubiläum und habe 30 Konzerte in ganz Deutschland, aber auch in Ludwigsburg und Markgröningen, geplant. Mal abwarten, ob diese stattfinden können.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Ich bereite mich auf die geplanten Konzerte vor. Außerdem will ich im Sommer eine CD mit italienischer Barockmusik aufnehmen. Wie sonst auch verbringe ich täglich rund vier Stunden mit meinem Instrument und übe vor allem abends und oft auch nachts in unserem schalldichten Keller, um meine Frau und unsere fünf Kinder nicht zu stören. Wir versuchen trotz Corona unseren Tagesablauf wie gewohnt zu gestalten.
Thomas Reiner bei YouTube
Yana Shevlyuga - Elementare Musikpädagogik
Yana Shevlyuga
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Als ich fünf Jahre alt war, habe ich angefangen, die ersten Schritte in Richtung „Szenische Kunst“ zu gehen. Zuerst mit Ballettunterricht und seit meinem siebten Lebensjahr – mit dem Klavier.
Deshalb hat sich niemand in meinem Bekanntenkreis gewundert, dass ich meine große Liebe zur Musik zu meinem Beruf gemacht habe. Und schon mit 17 habe ich begonnen, Klavierspielen und etwas später Tanz zu unterrichten.
Auf diese Weise umfasst meine fast 30-Jährige Berufserfahrung das Spiel auf dem Klavier und die Klang-und Rhythmusinstrumente des Orff-Schulwerks, die ich gerne mit Kindern und Erwachsenen teile.
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Dank dem Projekt „So klingt Kornwestheim“ im Rahmen der Schulkooperationsarbeit bin ich seit November 2009 an der Musikschule Kornwestheim als Lehrkraft für „Musikalische Erziehung“ im Fach „Stimmbildung“, „Rhythmik“ und seit dem Jahr 2018 „SBS“ (Singen-Bewegen-Sprechen) tätig.
Diese vielseitige Arbeit mit- und füreinander ist eine Grundlage für menschliche Entwicklung. Tausende Farben und Töne, unterschiedliche Gefühle und Gedanken, spannende Erlebnisse und Erfahrungen werden vermittelt, so dass am Ende ein harmonisches und reifes künstlerisches Bild entsteht. Am Anfang unerfahrene Kinder zu kleinen Künstlern werden zu lassen, ist für mich sowohl instrumental sowie auch szenisch sehr faszinierend und reizvoll.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Es ist leider nicht möglich, Gruppenunterricht in meinem Arbeitsfeld an der Musikschule digital durch zu führen.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Der menschliche Kontakt ist überaus wichtig, auch wenn er virtuell ist. Die persönliche Begegnung mit meinen Schülern und Kollegen fehlt mir in heutiger Zeit wirklich und nur die zusätzliche Zeit mit der Familie gibt mir Kraft und viel Energie, diese schwierige Lebenssituation zu überstehen.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Jede Musikstunde ist für mich ein Mini-Musikprojekt, was sowohl Inspiration als auch ständig harte Arbeit für mich bedeutet. Und um diese Zeit produktiv zu nutzen und meine zukünftigen Ideen zu realisieren, studiere ich neue Fachliteratur und suche nach interessantem Lied- und Instrumentalrepertoire.
Nigyar Sultanova - Klavier
Nigyar Sultanova
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Ich spiele Klavier seit meiner Kindheit, habe im Alter von fünf Jahren angefangen.
Sie sind Lehrerin der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Die Musik ist ein grandioser und abwechslungsreicher Teil der menschlichen Kultur. Die Möglichkeiten, die ich an der Musikschule habe, nämlich Musik für alle zugänglich zu machen, dabei die neuen Talente zu entdecken und diese zu fördern, einfach Spaß am Musizieren zu vermitteln, begeistern mich einfach.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Nichts kann einen Live-Kontakt ersetzen, die Atmosphäre während des Online-Unterrichts ist einfach anders. Nichtsdestotrotz bin ich froh über die Möglichkeit, auch in dieser Zeit weiterhin in Kontakt mit meinen Schülerinnen und Schülern zu stehen.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Die Zeit im Home Office hat zumindest einen Vorteil: so viel Zeit in der Familie verbringen wir normalerweise nicht. Sie fragen mich, was ich am meisten vermisse. Aktuell herrscht eine totale Wüste im Kulturleben. Ein Konzert- oder Theaterabend kann nicht durch Youtube und Co. komplett ersetzt werden. Leider sieht man, dass das Kulturleben durch den Lockdown dauerhaft Schaden nehmen kann.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Leider nein.
Nigyar Sultanova bei YouTube
Hans-Joachim Weiß - Kontrabass, E-Bass
Hans-Joachim Weiß
Welches Instrument/welche Instrumente spielen Sie und seit wann?
Als Kind habe ich mit dem Klavierspielen angefangen, war aber nur mäßig gut. Ich war 15 Jahre alt, als ich den Kontrabass für mich entdeckt hatte. Das ist jetzt 49 Jahre her. Vier Jahre später kam die elektrische Bassgitarre, also der E-Bass, hinzu. Das entspricht auch meiner musikalischen Bandbreite: Ich bewege mich zwischen Klassik, Jazz und Popularmusik.
Sie sind Lehrer der Musikschule. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Ich unterrichte seit 1997 an der Städtischen Musikschule in Kornwestheim, bin aber auch an anderen Musikschulen tätig und war vor Corona als Orchester- und Bandmusiker unterwegs. Ich unterrichte sehr gerne, weil ich aus meinen unterschiedlichen musikalisch-stilistischen Tätigkeiten viel an meine Schülerinnen und Schüler weitergeben kann. Der Kontrabass ist kein Instrument, das von vielen Menschen gespielt wird. Deshalb habe ich als Lehrer und aktiv spielender Musiker mehrere Standbeine. Ich habe die Möglichkeit, mich als Lehrer mehr mit der klassischen Musik zu beschäftigen. Als Konzertmusiker - ich war zum Beispiel von 1995 bis 2013 als Musiker im Friedrichsbau Varieté Stuttgart tätig - kann ich mich außerdem auf andere Stilrichtungen konzentrieren.
Der Unterricht findet aktuell nicht in Präsenzform, sondern digital statt. Wie empfinden Sie die virtuellen Musikstunden?
Ich finde es toll, dass Kinder, Jugendliche und deren Eltern dieses Angebot in Anspruch nehmen. Mit persönlich fehlt der Präsenzunterricht. Selbst getrennt durch Plexiglasscheiben und mit Mundschutz lässt sich der Unterricht besser gestalten als online. Wenn dann noch eine schlechte Internetverbindung hinzukommt, wird es schwierig. Meiner Erfahrung nach leiden vor allem die jüngeren Schülerinnen und Schüler unter dem Lockdown. Ich mache es inzwischen so, dass ich den Kindern und Jugendlichen kleine Videoclips zum Üben zuschicke, auf denen ich Stücke vorspiele. Durch den Unterricht habe ich aber auch neue Perspektiven erhalten. Ich sehe, in welchem Umfeld die Schüler leben. Je nach Kamerawinkel entdecke ich Details, zum Beispiel bei der Bogenhaltung, für die ich mich im Unterricht auf den Boden legen müsste.
Was fehlt Ihnen jetzt während des zweiten Lockdowns am meisten? Wie erleben Sie diese Zeit?
Es ist schon so, dass ich jetzt kaum unterwegs bin, zumal ich von zu Hause aus unterrichte. Meiner Frau und mir fehlt natürlich der Kontakt zur Familie und zu Freunden. Ich nutze die Zeit zum Lesen, Kochen und um mir Filme anzuschauen.
Nutzen Sie diese Phase für besondere musikalische Projekte? Und wenn ja, für welche?
Ich betreue ein Blasorchester. Während des Lockdowns entwickele ich neue Konzepte für die Online-Probenarbeit. Außerdem plane ich ein gemeinsames Projekt mit Musikerkollegen. Ich bilde mich im Umgang mit meiner Hard- und Software meines Studios fort. Und ich arbeite an meinem Dirigierstil.